Wenn die Tage kürzer werden, das Gras auf den Weiden spärlicher wächst und die Pferde mehr Zeit im Stall verbringen, suchen viele Vierbeiner nach neuer Beschäftigung. Oft sieht man sie dann an Holzpfosten oder Boxenwänden knabbern – sehr zum Ärger des Stallbesitzers. Dabei ist dieses Verhalten völlig natürlich: Pferde sind Futtersucher, und auch Rinde, Äste und Blätter gehören in freier Wildbahn zu ihrem Speiseplan. Knabberäste sind deshalb eine hervorragende Möglichkeit, Pferden im Herbst eine gesunde, sinnvolle Abwechslung zu bieten.

Warum Knabberäste so wichtig sind
Knabberäste sind weit mehr als ein Zeitvertreib. Sie bieten:
- Natürliche Zahnpflege: Das Abnagen der Rinde sorgt für gleichmäßige Zahnabnutzung.
- Wertvolle Mineralstoffe und Vitamine: In Rinde und Blättern stecken Spurenelemente wie Zink, Kalzium oder Eisen.
- Sinnvolle Beschäftigung: Besonders wenn die Weiden abgefressen sind, fördern Knabberäste die artgerechte Beschäftigung und beugen Langeweile oder Stallunarten wie dem Nagen an Holzpfählen vor.
- Faserreiches Zusatzfutter: Äste und Blätter enthalten wertvolle Rohfasern und fördern eine gesunde Verdauung.
Gerade im Herbst, wenn das Angebot an frischem Grün abnimmt, sind Knabberäste eine ideale Ergänzung zu Heu, Stroh und Kräutern.
Geeignete Baumarten für Pferde im Herbst
Nicht jeder Ast ist gleich gut geeignet. Am besten verwendest du ungespritzte Äste von heimischen Laubbäumen. Hier eine Übersicht bewährter Sorten:
| Baumart | Wirkung / Besonderheiten |
|---|---|
| Weide | Enthält Salicylate (natürliche Schmerz- und Entzündungshemmer), reich an Zink und Selen – jedoch nur in Maßen füttern. |
| Birke | Liefert Kalzium und Zink, unterstützt Nieren und Blase. |
| Linde | Wirkt beruhigend und reizlindernd bei Atemwegsproblemen, enthält Eisen und Mangan. |
| Pappel | Knospen wirken entzündungshemmend, Rinde wird gerne gefressen. |
| Haselnuss | Ein echter Knabberspaß! Die Blätter enthalten Flavonoide und Gerbstoffe, die den Darm unterstützen. |
| Obstbäume (Apfel, Kirsche, Birne, Pflaume) | Besonders beliebt, aber Vorsicht bei Früchten: wegen Zucker und Kernen nur in kleinen Mengen! |
| Brombeere & Himbeere | Blätter helfen bei Entzündungen, reich an Mineralstoffen, Früchte sind vitaminreich. |
| Holunder | Blätter und Rinde liefern Kalium, Kalzium, Eisen und Zink. |
Tipp: Dickere Äste mit grober Rinde beschäftigen Pferde länger – perfekt, um Langeweile vorzubeugen.
Diese Hölzer sind tabu!
Einige Bäume und Sträucher sind giftig für Pferde und dürfen keinesfalls verfüttert werden. Dazu gehören:
- Eibe
- Thuja (Lebensbaum)
- Robinie (Scheinakazie)
- Walnuss
- Eiche
- Ahorn (besonders Bergahorn!)
- Buche
- Oleander
- Rhododendron
- Kastanie (Rosskastanie!)
- Buchsbaum
- Efeu
Schon geringe Mengen dieser Hölzer können Magen-Darm-Reizungen oder sogar Vergiftungen verursachen. Daher gilt: Nur sichere, bekannte Baumarten verwenden – im Zweifel lieber nachfragen oder auf zertifiziertes Knabberholz aus dem Fachhandel zurückgreifen.

Knabberäste richtig anbieten
Damit der Knabberspaß auch sicher bleibt, beachte folgende Tipps:
- Frische, ungespritzte Äste verwenden – besonders bei Obstbäumen wichtig!
- Schnittgröße: Ein Durchmesser von ca. 3–4 cm ist ideal. So kann das Pferd die Rinde gut abziehen, ohne zu viel Kernholz zu fressen.
- Menge: Etwa 2 – 4 g pro 100 kg Körpergewicht reichen völlig aus. Zu viel Holz kann durch das schwer verdauliche Lignin zu Durchfall führen.
- Zahngesundheit prüfen: Pferde mit Zahnhaken oder im Zahnwechsel sollten keine Äste bekommen, um Schlundverstopfungen zu vermeiden.
- Sichere Befestigung: In der Box können Äste lose am Boden liegen oder sicher aufgehängt werden – ohne scharfe Kanten oder hervorstehende Schrauben.
Knabberäste selber sammeln oder pflanzen
Wer einen Offenstall oder Paddock besitzt, kann passende Bäume selbst anpflanzen – etwa Weide, Haselnuss oder Linde. Sie spenden im Sommer Schatten, schützen vor Wind und liefern das ganze Jahr über natürliche Knabbereien.
Steht dein Pferd in einer Box, kannst du beim nächsten Spaziergang frische Äste sammeln und regelmäßig kleine Mengen anbieten. Besonders beliebt sind Lindenblätter im Herbst – eine leckere und beruhigende Beschäftigung.
Fazit: Gesunder Knabberspaß für Körper und Geist
Knabberäste sind im Herbst eine einfache, natürliche und kostengünstige Möglichkeit, deinem Pferd etwas Gutes zu tun. Sie fördern die Zahngesundheit, unterstützen Stoffwechsel und Verdauung und bieten willkommene Abwechslung in der stalllastigen Jahreszeit.
Ob selbst gesammelt oder gekauft – mit den richtigen, ungiftigen Hölzern wird das Knabbern zum gesunden Vergnügen.
Kurz gesagt: Knabberäste sind gesunde Beschäftigung, Zahnpflege und Mineralstoffquelle in einem – perfekt für den Herbst!